MATHEMATIK, 6. Jahrgangsstufe: Beispiel zur Relativen Häufigkeit
„Die relative Häufigkeit von Frauen- und Männernamen bei Straßenbenennungen in der Schulumgebung"

V. Schroll 

Themenwahl
Das Unterrichtsbeispiel eignet sich ganz besonders um die Möglichkeiten von Mathematik als Analyseinstrument für gesellschaftliche Gegebenheiten aufzuzeigen. Mädchen und Jungen interessieren sich sehr für die Personen, ihre Geschichte und ihre besonderen Leistungen. Die Namen der Straßen aus der Schulumgebung sind ihnen vielfach bekannt und doch kennen Sie die Hintergründe nicht. Es zeigt sich, dass in einem Stadtviertel, das schon vor langer Zeit entstanden ist, ein wesentlich größerer Anteil der Straßennamen nach Männern als nach Frauen benannt ist. In einem Neubauviertel dagegen sind die Anteile annähernd ausgeglichen.
Anhand dieser Beispiele kann man thematisieren, dass die Lebensbedingungen, die Frauen früher hatten dazu führten, dass ihre Namen im Stadtbild heute nicht sichtbar sind.

 

Unterrichtsziele

  • Anwendung von Mathematik im täglichen Leben
  • Aufzeigen von unterschiedlichen Rollen von Frauen und Männern in der Geschichte
  • Emotionale Verankerung mathematischer Inhalte durch Bezug zur eigenen Schulumgebung und zu Personen aus der Geschichte

 

Unterrichtsskizze

 

Vorbereitung: Jedem Straßennamen wird ein Kind zugeordnet, wenn möglich die Straßen in der es wohnt. Sind mehr Kinder in der Klasse, als Straßen zur Verfügung stehen, werden Straßen doppelt vergeben. Das Arbeitsblatt wird zur Vorbereitung mit den Namen gefüllt.
Das Arbeitsblatt steht als doc-Datei zur Verfügung, damit die Namen eingefügt werden können und damit es als Vorlage für andere Schulumgebungen verwendet werden kann.

 

Unterrichtsverlauf: Das Arbeitsblatt „Untersuchung der Straßennamen im Lehel" wird als Hausaufgabe in der vorangehende Stunde ausgeteilt. In der Stunde selbst wird die Excel-Datei über den Beamer gezeigt und die Rechercheergebnisse der Kinder werden eingetragen.
Die relativen Häufigkeiten werden berechnet und es wird gezeigt, dass die Mathematik auf diese Weise Werkzeuge bereitstellt, mit denen man auch gesellschaftliche Zusammenhänge objektivieren kann. Die Zahlen werden in einem Unterrichtsgespräch bewertet.
Im Unterrichtsgespräch wird herausgearbeitet, dass Frauen bis zur Jahrhundertwende um 1900 kaum die Möglichkeit hatten, ohne ihren Mann in der Öffentlichkeit aufzutreten, dass sie von Bildungseinrichtungen und selbständiger Berufstätigkeit ausgeschlossen waren. So konnten z. B. Frauen erst ab 1903 in Bayern studieren. Es gab in diesem Jahr aber noch keine Schulen, in denen Frauen in Bayern die Hochschulreife erwerben konnten. Frauen erhielten erst 1918 das Wahlrecht und im Bürgerlichen Gesetzbuch wurde erst 1957 der Passus gestrichen, nach dem eine Frau, die erwerbstätig sein wollte dafür die Zustimmung Ihres Mannes einholen musste.
Der Blick auf einen Stadtteil, der neu gebaut ist, soll das Gespräch abrunden und das Bestreben der tatsächlichen Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Gesellschaft aufzeigen.

 

Unterrichtsmaterial als Download