Geschlechts- und gendersensibel handeln im Schulalltag

S. Seiler

Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter lassen sich auch beschreiben als Passungsprobleme zwischen Kind und Umwelt. Auch Entwicklungsstörungen ziehen häufig emotionale und soziale Probleme nach sich.

Am Beispiel der Frühkindlichen Regulationsstörungen (Exzessives Schreien, Fütterstörungen, Schlafstörungen) lässt sich die Entstehung mit Hilfe eines Teufelskreismodells verdeutlichen, an dessen Anfang (neben weiteren wichtigen Faktoren, wie z. B. der Erziehungskompetenzen) die erhöhte Störbarkeit des Säuglings steht. Die erhöhte Störbarkeit bedingt eine dysfunktionalen Interaktion zwischen Säugling und  Eltern bzw. der Bezugsperson, welche von belastenden Gefühlen und negativen Erwartungen geprägt ist. Die dysfunktionale Interaktion führt wiederum zu einer weiteren Verschlechterung der Symptomatik beim Säugling (vgl. z. B. Papousek, M.; Schieche, M. und Wurmser, H. 2004: Regulationsstörungen in der frühen Kindheit, Zürich: Huber Verlag).

Je länger diese gestörte Interaktion andauert, desto stärker verfestigt sich die Symptomatik beim Kind. Frühkindliche Regulationsstörungen sind deshalb ein wichtiger Prädiktor für die spätere Entwicklung  psychischer Störungen des Kindes- und Jugendalters, vor allem von Sozialverhaltensstörungen.

Der genaue Verlauf psychischer Störungen, deren besondere Ausprägungen und Häufigkeiten in der Kindheit und Jugend muss geschlechts- und altersspezifisch betrachtet werden. Mit Eintritt in die Pubertät verändern sich die Zahlen in Hinblick auf die Häufigkeiten ebenso wie im Erwachsenenalter. In den Erwachsenenkohorten hat sich das Bild im Vergleich zu den Kohorten der 0-13-jährigen ins Gegenteil verkehrt. Die Prävalenz psychischer Störungen ist dann bei Frauen deutlich höher als bei Männern, vorher werden bei  den Jungen mehr Störungen diagnostiziert als bei den Mädchen.

Im Folgenden wird so spezifisch wie möglich auf genderspezifische Unterschiede bei den Prävalenzen  psychischer Störungen und von Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen  eingegangen.

 

Literatur

Papousek, M., Schieche, M. und Wurmser, H. (Hg.) (2004) Regulationsstörungen der frühen Kindheit. Verlag Hans Huber.

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