A. Sälzer

Biologische Aspekte von Gender

Mit dem Begriff „Gender“ wird sprachlich das sozial-kulturelle Geschlecht vom biologischen Geschlecht unterschieden. Dabei gehen wir allgemein davon aus, dass das Geschlecht eine biologische Kategorie ist, die nur die zwei Ausprägungen männlich und weiblich kennt.

 

Die geschlechterdifferenzierende Morphologie erfolgt in fünf aufeinanderfolgenden Etappen:

1. Chromosomengeschlecht:

Unterscheidung zwischen xy = männlich und xx = weiblich
Es gibt aber auch die Varianten:

x0 = fehlendes geschlechtsbestimmendes Chromosom

xxx, xxy, xyy = zusätzliches Chromosom

2. Keimdrüsengeschlecht: Drei Monate nach der Befruchtung vollzieht sich die Differenzierung der Keimdrüsen in Eierstöcke oder Hoden, die in der weiteren Entwicklung die Hormonsteuerung übernehmen. Einen Sonderfall stellt es dar, wenn Eierstöcke und Hoden ausgebildet werden.

3. Morphologisches Geschlecht: Dieses meint die Ausprägung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane. Ein geschlechtstypischer Körperbau (der vor allem durch die Hormone gesteuert wird) kann auch dann voll entwickelt sein, wenn dies für die Entwicklung der Keimdrüsen nicht gilt. So kann der Körper beispielsweise auch bei nicht vollständig ausgebildeten Eierstöcken (=Keimdrüsen) mit breiten weichen Hüften und üppigem Busen entwickelt sein. Genauso ist es möglich, dass sich der Körperbau im Widerspruch zum Chromosomengeschlecht entwickelt.

4. Hormongeschlecht: Hiermit wir die unterschiedliche Konzentration der Geschlechtshormone bezeichnet. In der Phase, die der Pubertät unmittelbar vorrausgeht, bestimmt die Hormonkonzentration bei normaler Hormonempfindlichkeit die Entwicklung des morphologischen Geschlechts.

5. „Hirngeschlecht“: Die Hormonausschüttung der Hypophyse steht unter der Kontrolle des Hypothalamus. Die Hypothalamus-Aktivität aber folgt unterschiedlichen Verlaufsmustern und beeinflusst Sexualität, Körperwärme, Schlaf-Wachrhythmus, den Menstruationszyklus bei der Frau und den Hormonzyklus beim Mann.

Berücksichtigt man die Vielzahl der genannten biologischen Aspekte, dann können Geschlechtsausprägungen nicht als sich ausschließende Kategorien - männlich oder weiblich - verstanden, sondern müssen auf einem Kontinuum eingeordnet werden.

 

Literatur: Hagemann-White, Carol, 1984:Sozialisation: Weiblich-männlich? Opladen: Leske und Budrich. S. 34, zitiert nach: Abdul-Hussain, Surur: Genderkompetenz in Supervision und Coaching, 2012: VS Verlag für Sozialwissenschaften.