W.  Kieweg 

 

Ein konkretes Beispiel für eine Internetrecherche aus dem Englischunterricht

Das Thema „Monoedukation vs. Koedukation vs. reflektierter Koedukation“ (der Unterricht wird durch die entsprechenden Lehr- und Lernformen, Methoden und Inhalte beiden Geschlechtern gerecht) ist ein Dauerbrenner in der schulpolitischen Diskussion. Die Literatur und die politischen Beiträge sind bereits beachtlich umfangreich, wenn man ihnen auch keine endgültigen Urteile über die Vorteile bzw. Nachteile der jeweiligen Konzeption entnehmen kann, die spontan umsetzbar wären. Es ist zu beobachten, dass man sich im Fremdsprachenunterricht an die fachdidaktische Realisierung nur sehr zögerlich heranwagt. Im Folgenden soll ein Thema aus dem Englischunterricht vorgestellt werden, das dem reflektiv koedukativen Konzept entspricht.

Der Kompetenzbegriff als basale Richtschnur für den Unterricht

Kompetenz ist nach unserem heutigen Verständnis eine Disposition, die Personen befähigt, bestimmte Arten von Problemen erfolgreich in konkreten Anforderungssituationen zu lösen. Kompetenzen können im Unterricht nicht vermittelt und nicht überprüft, sondern nur angestrebt werden. Dabei spielen lebensweltliche Anwendungsmöglichkeiten (Lebensweltbezug, Topikalität), Komplexität auf der performativen Ebene (Prozessinitiierung), Lernprozessstrukturierung, das generische Lernen und die klare Beschreibung der Kompetenzziele (Outcome Orientierung) eine entscheidende Rolle. Für das Fremdsprachenlernen umfasst eine Kompetenzaufgabe das klar definierte Kompetenzziel, lebensnahe Themen und Inhalte, diverse Inputs/Materialien und Scaffolding-Angebote für die sprachlichen Mittel. Für den konkreten Unterrichtsverlauf sind sowohl kognitive, als auch sprachlich-diskursive und interaktionale Prozesse zu initiieren und zu steuern. Diese Fülle an Parametern, die einen Unterrichterfolg ausmachen, erfordern eine Differenzierung nach Lernstilen (ehemals als Lernertypen bezeichnet), Reaktionsweisen und Kommunikationsarten, die sich bei Mädchen und Jungen unterschiedlich darstellen. Die Kompetenzorientierung ist das übergreifende Merkmal des Unterrichts.

Die Themenwahl

Die Unterrichtseinheit umfasst mehrere Unterrichtsstunden in einer 10. Klasse des Gymnasiums und widmet sich dem immer noch aktuellen und bis dato nicht gelösten Problem des Bienensterbens. Da man einen Grund dafür auch in der exzessiven Benutzung von Handys vermutet, ist die Thematik den SchülerInnen lebensweltlich nah und führt zur individuellen Betroffenheit als Basis für das Entstehen von Interesse und den daraus resultierenden Motivationsstrukturen.

Unterrichtsziele

Es werden mehrere Lernziele angestrebt.  Neben dem übergeordneten Ziel der argumentativen Kompetenzerweiterung, werden einschlägige Teilziele verfolgt, welche die Lernenden befähigen, über die Ursachen des Bienensterbens nachdenken und mündlich und schriftlich themengerecht dazu Stellung zu beziehen. Dazu gehören das affektiven Lernziel „Sensibilisierung für das Thema“, das strategischen Lernziel „Dekodierung unbekannter Wörter aus dem Kontext“, das instrumentelle Lernziel „Informationsbeschaffung aus dem Internet“, das sprachlichen Lernziel „Sammlung thematisch gebundener Redemittel“ und das sozial-integrative Lernziel „Kooperatives und kollaboratives Arbeiten in der Gruppe“. Am Ende der Einheit werden die SchülerInnen um ein entsprechendes Feedback gebeten, das den weiteren Verlauf des Unterrichts bestimmt (adaptives Prinzip der Unterrichtsführung). Die unterrichtenden Lehrkräfte werden ermuntert, eine kleine Statistik zu erstellen, die verdeutlicht, welche Themen vom jeweiligen Geschlecht bevorzugt bearbeitet wurden. Die Ergebnisse wären für die einschlägige Diskussion über die angenommenen geschlechterspezifischen Präferenzen äußerst interessant.

Unterrichtsskizze

Die einzelnen Schritte der folgenden Unterrichtsskizze sind nur knapp ausformuliert. Die benötigte Unterrichtszeit muss eine Lehrkraft bei einer eventuellen Übernahme aufgrund der Lern- und Leistungsbereitschaft einer Klasse selbst einschätzen. (Unterrichtsskizze als pdf)