Mütter und Väter als Erziehungs- und Bildungspartner von Lehrkräften

hannah5 400Der internationale Forschungsstand zeigt: Elternarbeit ist größtenteils Mütterarbeit (vgl. Moon & Ivins 2004; Henry, 1996; Klimes-Dougan u.a. 1992; Textor 2005, S.93-99.)  Bezeichnenderweise wurden auch in der Ausgangserhebung zum bayerischen Modellprojekt „Vertrauen in Partnerschaft II“ „71% der Fragebögen von Müttern und nur 9% von Vätern ausgefüllt. Weitere 19% füllten beide Eltern gemeinsam aus und 1% ein sonstiger Erziehungsberechtigter. (Sacher 2008, S.251) Des Weiteren zeigte sich in dieser Erhebung: „Mütter sind generell mehr an Informationen der Lehrkräfte interessiert als Väter und kooperieren häufiger bei der Überwachung der Hausaufgaben.“ (Sacher 2008, S.251) Und während 14,3% der Mütter dem Typ der „Kontaktfreudigen“ angehören, sind es bei den Vätern gerade einmal 8,4% (* = gesonderte Auswertung für diesen Beitrag)

Es liegt nahe, den Grund für dieses geringere Engagement der Väter darin zu sehen, dass sie stärker in beruflichen Verpflichtungen stehen, die sie daran hindern, sich mehr einzubringen. Zweifellos aber hat die Zurückhaltung der Väter auch mit einer veralteten Rollenauffassung zu tun, welche Erziehungs- und Bildungsaufgaben überwiegend der Mutter und die Sorge für den Lebensunterhalt dem Vater zuschreibt.

Eine solche Rollenverteilung ist aber durchaus problematisch. Denn durch zahlreiche Studien ist belegt, dass es sich durchaus in besseren Leistungen und einer günstigeren Entwicklung ihrer Kinder auszahlt, wenn auch die Väter sich für die Bildung ihrer Kinder engagieren (im Einzelnen vgl. Allen & Daly 2007, S. 1ff).„Eine Studie der Universität von Illinois belegt, dass das Engagement des Vaters oder einer Vaterfigur in der Familie noch einen zusätzlichen Beitrag zum Bildungserfolg sowohl von Jungen als auch von Mädchen leisten kann, der über das hinausgeht, was das Engagement der Mutter bewirkt, und dass insbesondere Effekte ungünstiger familiärer Bedingungen durch das Engagement der Väter abgemildert werden können.“(Sacher 2013, S.29) Besonders für die Jungen macht es einen großen Unterschied, ob immer nur die Mutter oder auch der Vater sich in die Kooperation mit der Schule einbringt. So konnte denn auch Jeynes in seinen Metaanalysen zeigen, dass Jungen mehr vom Engagement ihrer Väter profitieren als von dem ihrer Mütter (Jeynes 2011, S. 107). Vor allem für Jungen in der Vorpubertät und in der Pubertät ist es von entscheidender Bedeutung, in welchem Maße sich der Vater beteiligt. Und auch für Jungen aus muslimischen Herkunftskulturen wäre es ein mächtiger Förderimpuls, wenn die Väter, die traditionell die eigentliche Erziehungsautorität besitzen, sich für ihre Schulbildung engagierten.

Schulen sollten sich also unbedingt bemühen, mehr Kontakt mit Vätern und anderen männlichen Bezugspersonender Schülerinnen und Schüler zu bekommen, spezielle Hilfeleistungen von ihnen erbitten und evtl. besondere Veranstaltungen für sie anzubieten (im Einzelnen vgl. Sacher 2008, S. 253f).

Der Hauptakzent solcher „Väterarbeit“ sollte allerdings auf dem sogen. heimbasierten Engagement der Väter liegen, d. h. auf dem Vorleben von Verantwortungsbewusstsein, auf Zeigen von Liebe und körperlicher Zuwendung, auf der Übernahme von Pflichten und Aktivitäten im Haushalt durch den Vater sowie auf kognitiver Anregung und Unterstützung, z. B. durch Gespräche mit den Söhnen und Töchtern. (Schoppe-Sullivan et al. 2004) Ein solches heimbasiertes Engagement sollte auch mit dem Alltag vollzeitlich berufstätiger Väter in Einklang zu bringen sein.