J. Schlagbauer

Geschlechterstereotype widerspiegelndes Wahlverhalten während und nach der Schulzeit

Mädchen- und Jungenanteil in den verschiedenen Ausbildungsrichtungen in der Jahrgangsstufe 8

An Realschulen, Gymnasien, Fach- und Berufsoberschulen zeigt sich bei der Entscheidung der männlichen und weiblichen Schüler für eine Wahlpflichtfächergruppe bzw. eine Ausbildungsrichtung ein Verhalten, das Geschlechterstereotype widerspiegelt. In allen vier Schularten wählen Mädchen und junge Frauen nach wie vor deutlich seltener eine Ausbildungsrichtung mit Schwerpunktsetzung im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) als Jungen und junge Männer.

Die folgende Grafik zeigt die Verteilung der Geschlechter in der naturwissenschaftlich technologischen Ausbildungsrichtung der Realschule, des Gymnasiums, der Fachoberschule und der Berufsoberschule.
6 b SchlerInnen naturwiss tech Ausbildung 13 14

[Quelle zum Text und zu den Daten in der Grafik: Bildungsbericht Bayern 2015, S. 226/227]

 

Die Verteilung der Geschlechter auf die Ausbildungsrichtungen in den bayerischen Gymnasien bezogen auf das Schuljahr 2016/17 verdeutlicht die folgende Grafik.

6 c GYM Ausbildungsrichtungen 13 14

[Quelle der Daten in der Grafik: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung: Statistische Berichte. B I 4 j 2016 – Gymnasien. Stand Oktober 2016. Hrsg. im Oktober 2017. Veröffentlicht im Internet unter www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen, Tabelle 23, S.25]

 

Geschlechterverteilung in den Seminaren der gymnasialen Oberstufe

Wie früher bei der Leistungskurswahl sind auch bei der Entscheidung für die Seminarfächer geschlechtsspezifische Vorlieben bzw. Abneigungen zu erkennen, die Geschlechterstereotypen entsprechen. In einigen Fächern sind die Geschlechter (fast) gleichmäßig verteilt, ansonsten setzt sich die auch bei der Wahl der Ausbildungsrichtung zu beobachtende weibliche Dominanz in den Sprachen und männliche Dominanz im MINT-Bereich fort.

Der folgenden Grafik liegen die Daten zum Schuljahr 2013/14 zugrunde.
7 b TeilnehmerInnen Seminare Gym 2013 14 
[Quelle der Daten in der Grafik: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung: Statistische Berichte. Gymnasien. Schuljahr 2013/14. München 2014. Veröffentlicht im Internet unter www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen, Tabelle 31, S.37. Für die folgenden Schuljahre wurden in den Statistischen Berichten dazu keine neueren Daten mehr veröffentlicht.]

 

Berufswahl und Studienfachwahl nach Geschlecht

Noch deutlicher als im Schulbereich spiegeln sich Geschlechterstereotype bei der Berufswahl und der Studienfachwahl wider.

Die Verteilung von jungen Frauen und Männern in den größten Berufsfeldern der Berufsschulen und der Berufsfachschulen (Stand Oktober 2013) ist dem folgenden Diagramm zu entnehmen.

8 b Berufsfelder Berufs Berufsfachschulen 13 14

 

Die folgende Grafik zeigt die Verteilung der männlichen und der weiblichen Schulabgänger mit Hochschulzugangsberechtigung aus dem Jahr 2008 aus Bayern auf Studienfächer, zusammengefasst in fünf Bereiche:


Der Grafik liegen die Daten aus dem „Bildungsbericht Bayern 2015“ zugrunde. Dort wird darauf hingewiesen, dass „die fünf Kategorien sowohl von der Anzahl der Fächer als auch der Studierendenzahlen sehr unterschiedlich besetzt sind.“ Angegeben ist die (erste) Studienfachwahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger.

8 c Studienfachwahl maennlich weiblich.xlsx

 

„Trotz höherer Bildungsbeteiligung im Schulwesen nutzen Frauen ihre Qualifikationen seltener für ein Studium“, wie im Bildungsbericht Bayern 2015 (S.230) festgestellt wird. Bezogen auf die im Jahr 2008 erworbenen Studienberechtigungen haben 85% der jungen Männer, aber nur 77% der jungen Frauen ein Hochschulstudium begonnen.

[Quelle: Bildungsbericht Bayern 2015, Tabelle B2/I, S.138]

 

Literatur